Das fertige Mural von MEINER für STADT.WAND.KUNST

Das Mural „FRANKLIN“ in der Thomas-Jefferson-Straße 22, 68309 Mannheim

Von internationalen Stars bis hin zu nationalen und regionalen Talenten, von figurativen Motiven bis zur abstrakten Kunst – die diesjährige STADT.WAND.KUNST-Saison war von einer überaus großen künstlerischen Vielfalt geprägt. Mit dem Mural „FRANKLIN“ hat Philipp Himmel aka MEINER die Saison nun meisterhaft beendet – und sein Werk dem Stadtteil gewidmet, in dem er bereits vor sieben Jahren seine erste Wand für STADT.WAND.KUNST gestaltet hatte.

Damals, 2015, war auf dem Konversionsgelände Franklin noch weit und breit kein Baukran zu sehen, nur leerstehende Kasernen und weite Flächen. Ein perfekter Ort für Künstler, um sich auf größeren Fassaden auszuprobieren. Genau deshalb hatte STADT.WAND.KUNST damals unter dem Titel „Farbe für Franklin“ drei regionale Künstler eingeladen: MEINER, SWEETUNO und HOMBRE SUK. Die Wände, die sie mit ihrer Kunst verschönerten, wurden allerdings wenig später planmäßig abgerissen. Diesen Oktober, sieben Jahr später, ist MEINER – ebenso wie SWEETUNO im August – nach Franklin zurückgekehrt, um dieses Mal ein bleibendes Werk zu erschaffen. Die Gegend erkennt er anfangs kaum wieder. Von der rasend schnellen Veränderung des Stadtteils ist der Pfälzer sichtlich beeindruckt: „Es ist faszinierend, dass hier jetzt so viel Leben ist, wo vorher kaum was los war.“

Während MEINER sechs Tage lang an der Fassade der Thomas-Jefferson-Straße 22 arbeitet, rotieren rechts und links die Baukräne, brummt beständig der Baulärm. Doch mit Musik auf den Ohren lässt sich der 36-jährige Künstler, der in der Nähe von Ludwigshafen geboren und aufgewachsen ist, nicht beirren. Konzentriert arbeitet er mit Sprühdose, Klebeband und Wasserwaage, erschafft geometrische Formen und sich überlagernde Räume. Allem zugrunde liegen die Buchstaben, die aus seiner langen Graffiti-Vergangenheit herrühren und bis heute seine Kunst prägen. Deutlich zu erkennen ist auf den ersten Blick nur ein i, doch MEINER verrät uns, dass sich auch f, r, a, n, k und l finden lassen – zusammen also: FRANKLIN. Dass sich der titelgebende Schriftzug für die Betrachtenden nicht gleich offenbart, ist natürlich gewollt: „Am Anfang meines Entwurfs steht eine Idee, die dekonstruiere ich dann immer wieder und setze sie neu zusammen.“

Franklin lässt sich nicht nur in den abstrakten Buchstaben erahnen, der Stadtteil spiegelt sich auch in den Farben wider: Dunkles Anthrazit, helles Grau und sandiges Beige lassen sich in der nahen Umgebung des Murals finden. Das Rot korrespondiert mit der Farbe des Murals von SWEETUNO, das direkt an der Fassade nebenan prangt. Die Farbe erscheint als verbindendes Element von zwei Werken, die gleichsam durchs Graffiti geprägt, aber dennoch äußerst verschieden sind. Im Vergleich zu SWEETUNO, der intuitiv geschwungene Linien erschafft, arbeitet MEINER hauptsächlich mit geradlinigen Formen. „Ich arbeite sehr strukturiert und das spiegelt sich in meiner Arbeit wider. Die Linien als solches spielen allerdings keine sehr wichtige Rolle, es sind vielmehr die sich ergebenden Flächen, Kanten und der Raum, der entsteht.“

Bereits mit 11 Jahren kam Philipp Himmel mit Graffiti in Berührung, mit 16 nahm er erste Aufträge mit der Sprühdose an, 2007 gibt er sich den Namen MEINER. Es ist nicht nur das Tempo und Spontane, was für ihn bis heute den Reiz ausmacht: „Graffiti ist extrem vielseitig, die Dose als Medium bietet so viele Möglichkeiten, man arbeitet mit dem ganzen Körper, ist draußen, hat sein Equipment im Rucksack dabei – das macht einfach irre Spaß.“ Seine Begeisterung für Graffiti und Streetart gibt er deshalb auch gern an Jüngere weiter. Nach dem Kunstgeschichtsstudium hat er kurzerhand noch einen Abschluss in Sozialer Arbeit drangehängt – und arbeitet seitdem mit Schulen und Jugendeinrichtungen zusammen. „Graffiti ist ein wahrer Türöffner. Workshops zur Streetart und Graffiti lassen sich sehr gut mit Inhalten verknüpfen. Mit der Dose kann ich auch schwierige Themen und Gespräche anstoßen, etwa aus dem Bereich politische Bildung.“

Hier befindet sich das Mural von MEINER

Text: Johanna Hasse; Fotografie: © Alexander Krziwanie / STADT.WAND.KUNST



Kommentare sind geschlossen.