CZOLK “Fenster zum Hof” (2019), Schanzenstraße 11, 68159 Mannheim, Foto: Alexander Krziwanie / Stadt.Wand.Kunst
Das Mural “Fenster zum Hof” von CZOLK in Mannheim
Im September 2019 schuf Yannik CZOLK in nur drei Tagen sein großformatiges Mural „Fenster zum Hof“ neben der Liebfrauenkirche im Jungbusch – eines seiner ersten in dieser Größe. Der freischaffende Künstler bringt nicht nur ein außergewöhnliches Talent für Malerei und Street Art mit, sondern hat durch seine Jahre in Mannheim ein besonderes Gespür entwickelt, den besonderen Vibe des Stadtteils in einem einzigen Wandgemälde zu verdichten.
Sein Werk „Fenster zum Hof“ zeigt die Rückenansicht einer Frau, die an einem Fenster steht. Eine Szene, die an die Kompositionstechnik von Caspar David Friedrich erinnert. CZOLK fängt einen Moment häuslicher Geborgenheit ein, in dem eine Mutter vom Fenster aus, ihre Kinder zum Abendessen ruft. Der Titel seines Bildes weckt nicht nur Assoziationen an den gleichnamigen Hitchcock-Film, sondern auch an das legendäre Hip-Hop-Album der Heidelberger Stieber Twins. Dies verwundert nicht – denn nicht nur sein grafischer Stil, der sich durch klare Outlines und Schraffuren auszeichnet, deutet auf seine Wurzeln in der Graffiti Kultur hin.
Bei seinem Werk im Jungbusch spielt er mit einer Mischung aus detaillierten und skizzenhaften Elementen. Die Aufteilung in rahmenartige Panels verleiht dem Mural eine narrative Struktur und erinnert an den Stil einer Graphic Novel. Auf gestalterischer Ebene verbindet das Werk die Farben der Umgebung, wie etwa den Sandstein der Liebfrauenkirche oder das Türkis der Yavuz Sultan Selim Moschee. Auf metaphorischer Ebene symbolisieren die verschiedenen Farbfelder die kulturelle Vielfalt des Jungbuschs. Der Olivenzweig, der im Koran wie auch in der Bibel auftaucht, schafft eine Verbindung zwischen den Kulturen und Religionen des Viertels. „Fenster zum Hof“ fängt somit den lebendigen Geist des Jungbuschs ein und lässt dennoch viel Raum für Interpretationen.
Im Zuge von Modernisierungsarbeiten wurde „Fenster zum Hof“ im Sommer 2020 wie geplant abgerissen. Die zeitliche Begrenztheit dieses Kunstwerks war von vornherein bewusst und zeigt einmal mehr, dass Vergänglichkeit zur urbanen Kunst dazugehört.
2024, genau fünf Jahre später, nach Fertigstellung des neuen Gebäudes, kehrt CZOLK zurück, um an derselben Stelle ein neues Mural anzufertigen. Hier geht es zum neuen Mural in der Schanzenstraße.