INTERVIEW MIT DEM KÜNSTLERDUO NEVERCREW
Christian Rebecchi und Pablo Togni vom Schweizer Künstlerduo NEVERCREW haben Mannheim besucht, um eine Häuserfassade der Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft GBG im Rahmen von Stadt.Wand.Kunst zu gestalten. Wir haben sie während ihrer Arbeit getroffen, um etwas über ihren künstlerischen Hintergrund und ihre Motive, die sie in ihren Arbeiten thematisieren, zu erfahren.[su_spacer size=”20″]
[su_slider source=”media: 1891,1892,1899,1902,1901,1900″ limit=”40″ link=”image” width=”980″ height=”620″ title=”no” pages=”no”]INTERVIEW NEVERCREW[/su_slider][su_spacer size=”10″]
Die Streetart-Künstler Christian Rebecchi und Pablo Togni bilden zusammen das Künstlerduo NEVERCREW. Gemeinsam haben beide über 40 Jahre Erfahrung in der künstlerischen Gestaltung des öffentlichen Raumes. Seit ihrem Kunststudium in Lugano und einem Abschluss an der Brera’s Art Academy in Mailand im Jahr 2015 arbeiten beide, neben diversen Soloarbeiten, an der Kombination ihrer Stile zu einem beeindruckenden Gesamtwerk.
Eure Arbeit dreht sich um die Beziehung zwischen Dingen und den Raum, der sie umgibt. Wie fühlt ihr euch in der Umgebung hier in Mannheim?
Eigentlich hatten wir noch gar keine Zeit, die Stadt zu erkunden. Gerade finden wir die ruhige Atmosphäre aber sehr angenehm, es kommen Passanten verschiedensten Alters vorbei, und auch den kulturellen Mix hier mögen wir sehr.
Fühlt Ihr euch als Künstlerduo verantwortlich, auf soziale Probleme und politische Konflikte aufmerksam zu machen?
Ja, das tun wir. Grundsätzlich denken wir nicht, dass jeder Künstler sozialkritisch arbeiten muss, aber für unsere Anliegen und vor allem die politische Vision ist es wichtig, dass wir unsere Motivation kommunizieren. Es sind vor allem Umweltprobleme und gesellschaftliche Themen, die wir Menschen näher bringen möchten.
Wie geht ihr mit dieser Verantwortung um?
Wir probieren mit unseren Arbeiten eine Diskussion zu starten, wenn wir das Gefühl haben, dass Themen in einem falschen Licht gesehen oder verharmlost werden. Wir suchen einen Weg, diese Probleme zu kommunizieren, und auch selbst Stellung dazu zu beziehen.
Wie funktioniert euer kreativer Prozess?
Da wir schon lange miteinander arbeiten, haben wir eine gute Routine gefunden, um Projekte zu realisieren. Der Schlüssel ist, viel zu diskutieren, uns auszutauschen, um Themen zu finden, die wir behandeln möchten. Danach erörtern wir, wie das jeweilige Anliegen an unser Publikum herangetragen werden kann – das ist der Moment, in dem wir uns in der Regel auf ein Konzept festlegen.[su_spacer size=”10″]
Habt ihr immer schon ein Motiv im Kopf, bevor ihr die Wand zu sehen bekommt, oder lasst ihr euch auch von der jeweiligen Umgebung beeinflussen?
Es ist sehr wichtig für uns, die Wand, an der wir arbeiten, vorher zu sehen. Wir probieren stets, unsere Kunstwerke mit ihrem Umfeld intervenieren zu lassen, gerade deshalb schauen wir uns die geografischen Gegebenheiten vor jeder Arbeit sehr genau an.
Ihr beiden arbeitet schon seit vielen Jahren miteinander. Gibt es etwas, das sich über die Zeit verändert hat?
Sicherlich hat sich der Zugang zu dem, was wir sagen möchten, verändert. Anfangs wussten wir noch nicht genau, was wir kommunizieren wollten, und wenn wir es wussten, dann waren wir unsicher, wie man es ausdrücken kann. Über die Jahre haben wir gelernt, unsere Materialien so einzusetzen, dass wir eine einzigartige Sprache mit unseren Händen gefunden haben, die es uns erlaubt, das, was uns am Herzen liegt, an die Zuschauer heranzutragen.
Worum geht es bei dem Kunstwerk hier in Mannheim?
Es geht um Aktion und Reaktion, um akute Auswirkungen und Langzeitkonsequenzen, die dennoch nicht immer greifbar wirken. Das Motiv mag sehr freundlich wirken, dennoch beschäftigt es sich mit dem Verhältnis zwischen Menschheit und Natur, was ein sehr ernstes Thema für uns ist. Wir sehen dieses Verhältnis als einen Austausch zwischen Parteien, die sich über die Zeit entwickeln, aber sich gleichzeitig so bedingen, dass eine weitere Metaebene entsteht.
Inwiefern interveniert eure Arbeit inhaltlich mit dem gegebenen Umfeld?
Seit wir wussten, dass viele Familien und Kinder hier leben, wollten wir ein Motiv, das mit Betrachtern allen Alters, auf unterschiedliche Weisen, kommuniziert. Auch die Form des Gebäudes war eine Inspiration für uns.
Was mögt ihr daran, mit der Montana GOLD zu arbeiten?
Als wir in den Neunzigern angefangen haben zu sprayen, mussten wir die Sprühdosen aus dem Baumarkt verwenden. Dann hat MONTANA-CANS die erste professionelle Sprühfarbe für Graffiti-Malerei hergestellt, und seitdem nutzen wir sie.
Gibt eine Art Lieblingswerk, das ihr in den letzten Jahren erschaffen habt?
Es ist sehr schwierig eines zu wählen, da jede unserer Arbeiten wichtig für uns ist. Wir können behaupten, dass wir mit allen Arbeiten glücklich waren, als wir sie beendeten. Natürlich fallen einem über die Zeit Details auf, die man gern im Nachhinein ändern würde. Nichtsdestotrotz ist unsere Arbeit immer stark mit dem Prozess und der jeweiligen Erfahrung verbunden, weswegen wir keinen Favoriten ausmachen können.
Habt ihr konkrete Ziele für die Zukunft?
Wir haben keine wirklich spezifischen Ideen, teilweise haben wir unsere Ziele sogar schon erreicht. Für die Zukunft wünschen wir uns so viele interessante Situationen wie möglich, denn je mehr Möglichkeiten wir bekommen, uns künstlerisch auszudrücken, desto mehr Themen können wir behandeln. Ganz grundsätzlich sind wir glücklich, dass wir Reaktionen auf unsere Arbeit bekommen, denn das bedeutet, dass unsere Kommunikation funktioniert, was wiederum eine Verbindung zwischen uns und den Menschen schafft.[su_spacer size=”20″]
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Das Werk der NEVERCREW “Propagating Machine” lässt sich ab sofort im Ulmenweg 40-60 bestaunen. [su_spacer size=”10″]
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Mehr zu den Künstlern gibt es hier zu erfahren – Weitere Arbeiten der NEVERCREW auf deren Website
Das Interview wurde geführt von Leonie Specht
Fotografie: Alexander Krziwanie / Stadt.Wand.Kunst